Gedanken der Einsicht

Liebe Freunde

Vor einigen Jahren war bei uns in Todtmoos ein philippinischer Heiler zu Gast und hat viele Kranke, unter anderem auch Peter, behandelt.

Eines Tages fragte ich ihn, welche Erkrankung er am häufigsten behandeln würde. Ohne Zögern folgte seine Antwort: Die Depression.

Meine erstaunte Frage war:”Und wie kommt Depression zustande?”

Er gab mir zur Antwort: “Aus mangelnder Dankbarkeit. Auf den Philippinen gibt es diese Krankheit nicht. Die Menschen sind so damit beschäftigt, die nächste Schale Reis zu erarbeiten, dass sie keine Zeit haben, darüber nachzudenken, was ihnen sonst noch fehlt.”

Ein ähnliches Erlebnis hatte ich vor Kurzem im Norden Kanadas. Ein Freund nahm mich mit auf eine Hundefarm im Yukon, nahe bei Alaska. Wenn die Temperaturen auf -32°C fallen, wird man für jede Wärmequelle dankbar, für ein funktionierendes Streichholz oder eine Gabel, die nicht an der Zunge festfriert.

Seither weiß ich auch, dass schwarze Hunde besser wärmen als weiße Hunde. Das ist aber nur eine von vielen Erfahrungen, die ich in dieser Zeit machen durfte. Ich werde nie die Augen meiner Schlittenhunde vergessen, als ich am Morgen aus dem Zelt gekrochen kam, bevor ich zum Feuer ging, das unser Guide bereits angezündet hatte. Ein liebes Wort, eine Streicheleinheit reichten aus, um einen dankbaren Blick und ein Schwanzwedeln zu erhalten.

Nehmen wir uns vor, jeden Tag mindestens einem Mitmenschen ein liebes Wort und etwas Zeit zu widmen. Er wird uns vielleicht nicht mit dankbaren Augen anschauen und schon gar nicht mit dem Schwanz wedeln, aber vielleicht ist es uns möglich, etwas Freude und Dankbarkeit in unsere Welt voll äußeren Wohlstands zu bringen.

Das hilft unserem Nächsten und noch mehr uns selbst.

In diesem Sinne: „Lasst Euer Licht leuchten” (Mt 5, 16). Lassen wir gemeinsam unser Licht leuchten.

Ihre Esther Wenzel

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